Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt 6 Monate (180 Tage) ausschließlich zu stillen. Danach sollte unter Einführung geeigneter Beikost bis mindestens zum Alter von 2 Jahren weiter gestillt werden. Darüber hinaus, so lange Mutter und Kind es möchten. Würden diese Empfehlungen weltweit befolgt werden, könnten alleine dadurch jedes Jahr 820.000 Kinderleben gerettet werden.
Keine einzige Organisation oder öffentliche Stelle die sich mit dem Stillen beschäftigt nennt ein Höchstalter ab dem das Stillen keine Vorteile mehr, oder sogar Nachteile bringen würde. Im Gegenteil: Kinder profitieren immer vom Stillen, egal im welchem Alter. Und auch für die Mutter gibt es einige Vorteile wenn sie ihr Kind stillt.
Stillen ist die biologische Norm
Stillen ist nicht nur die beste Ernährungsart für ein Baby, sondern hat auch viele gesundheitliche, immunologische und ernährungsphysiologische Vorteile. Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch emotionale, praktische und sogar gesellschaftliche Vorteile des Stillens.
Aber eigentlich sind das alles gar keine Vorteile. Wir müssen uns bewusst machen, dass das Stillen seit Jahrtausenden die biologische Norm ist. Wir können uns glücklich schätzen, dass Formulanahrung heute so weit entwickelt ist, dass wir unsere Kinder auch damit ernähren können. Früher sind Babys oft gestorben oder waren geistig und körperlich unterentwickelt, wenn sie nicht gestillt werden konnten. Aber an Muttermilch wird künstliche Säuglingsnahrung niemals heran kommen. So sind die vielen Vorteile, die Mutter und Kind genießen, wenn gestillt wird, eigentlich gar keine Vorteile, sondern Mutter und Kind müssen mit erheblichen Nachteilen rechnen wenn nicht gestillt wird.
Gesellschaftliche Nachteile
- Nicht stillen erhöht die Kosten im Gesundheitswesen. Nicht gestillte Kinder benötigen deutlich öfter Medikamente, einen Arzt oder einen Krankenhausaufenthalt.
- Nicht stillen erhöht die Kosten für Suchtbekämpfung. Nicht gestillte Kinder haben ein wesentlich höheres Risiko für Suchterkrankungen.
- Nicht zu stillen erschwert es auch weiteren Generationen zu stillen, auch wenn sie stillen wollen. Das Wissen und das Gelingen des Stillens hängt zu einem großen Teil vom täglich Erlebten und von Vorbildern ab.
- Nicht zu stillen ist eine Umweltsünde. Die Herstellung von Säuglingsnahrung verbraucht Unmengen an Energie in Form von Brennstoffen, Wasser und Strom und produziert Müll.
- Nicht stillende Mütter fehlen statistisch gesehen häufiger bei ihrem Job und brauchen mehr Kinderkrankheitstage.
Persönliche Nachteile
- Nicht stillende Mütter müssen sehr viel mehr Zeit und Aufwand in die Ernährung ihres Kindes investieren.
- Nicht stillende Mütter müssen immer daran denken, ob es unterwegs möglich ist eine Flasche zu machen und an alle Utensilien denken, daher haben sie weniger Freiheiten als stillende Mütter.
- Mütter die nicht stillen haben weniger Schlaf und der den sie haben ist weniger erholsam.
- Nicht stillende Mütter müssen immer darauf achten, dass noch genug Säuglingsnahrung im Haus ist.
- Mütter die nicht stillen, müssen sich mit immer wieder kehrenden schlechten Testergebnissen von Säuglingsnahrungen auseinandersetzen.
- Nicht stillende Mütter haben es schwerer ihr Vorschwangerschaftsgewicht wieder zu erreichen.
- Mütter die nicht stillen, geben im ersten Lebensjahr ihres Babys durchschnittlich 1200,-€ für Flaschen, Sauger, Säuglingsnahrung und sonstige benötigten Dinge aus.
Emotionale Nachteile für die Mutter
- Nicht stillen erschwert das Bonding, also den Aufbau einer engen, liebevollen Beziehung.
- Mütter die nicht stillen haben größere Schwierigkeiten ein Geburtstrauma zu überwinden (wobei wir uns hier einig sein sollten, dass das eh keine Frau erleben sollte – die Realität sieht leider anders aus).
- Eine nicht stillende Mutter hat nach der Geburt stärkere und länger Schmerzen.
- Stillenden Müttern fällt es leichter in ihre neue Rolle als Mutter hinein zu wachsen.
- Nicht stillende Mütter haben oft weniger Selbstbewusstsein in ihrer Rolle als Mutter.
- Mütter die nicht stillen sind schneller reizbar und haben weniger Geduld mit ihren Kindern.
- Nicht stillende Mütter leiden mehr unter nächtlichem Schlafmangel.
- Müttern die nicht stillen, fällt es schwerer die Bedürfnisse ihres Kindes zu erkennen und so schnell zu befriedigen.
- Nicht stillende Mütter haben ein erheblich höheres Risiko an einer Wochenbettdepression zu erkranken.
Emotionale Nachteile für das Kind
- Nicht gestillte Kinder sind unsicherer und schwerer zu beruhigen.
- Kinder die nicht gestillt werden, haben später häufiger Beziehungs- und Bindunsprobleme.
- Nicht gestillte Kinder können später signifikant schlechter mit Stress umgehen.
- Kinder die nicht gestillt werden, haben länger und stärkere Schmerzen und sind allgemein unruhiger.
- Nicht gestillte Kinder haben häufiger Einschlafprobleme und Schlafstörungen.
- Kinder die nicht gestillt werden, sind häufiger gestresst und haben größere Probleme erlebtes zu verarbeiten.
- Nicht gestillte Kinder sind häufiger verhaltensauffällig.
- Kinder die nicht gestillt werden haben häufig ein schlechteres Selbstvertrauen.
Ernährungsphysiologische Nachteile
- Kinder die nicht gestillt werden, verlieren häufig ihr natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl.
- Die Haut und der Stuhl von nicht gestillten Kindern riecht unangenehm und zeigt dadurch Probleme im Verdauungssystem des Säuglings an.
- Die Nieren von nicht gestillten Kindern sind häufig überlastet, was später vermehrt zu Nierenschäden und Erkrankungen führt.
- Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind bei nicht gestillten Kindern signifikant höher als bei gestillten Kindern.
Gesundheitliche Nachteile für das Kind
- Muttermilch lebt. Sie enthält unter anderen Stammzellen, weiße Blutkörperchen, Bakterien, Antikörper, Enzyme und Hormone die dazu beitragen, Krankheiten zu verhindern und eine normale Entwicklung deines Babys fördern.
- Babys, die die ersten 6 Monate nicht ausschließlich gestillt werden, leiden häufiger an Erkältungen und Grippe, Ohrenentzündungen, Atemwegsinfektionen, Asthma, Pilzbefall, Durchfall und Übelkeit und entzündlichen Veränderungen des Magen-Darm-Trakts.
- Nicht gestillte Kinder haben häufiger Verdauungsprobleme.
- Nicht stillen erhöht die Gefahr einer Gedeihstörung.
- Nicht gestillte Kinder haben ein doppelt so hohes Risiko am plötzlichen Kindstod (SIDS) zu sterben als gestillte Kinder.
- Nicht gestillte Babys haben öfter Anpassungsschwierigkeiten.
- Ein Baby das nicht 6 Monate ausschließlich gestillt wird, hat ein doppelt so hohes Risiko ein oder mehrere Allergien zu entwickeln wie ein gestilltes Kind.
- Kinder die nicht gestillt wurden, leiden später häufiger an Autoimmunerkrankungen.
- Nicht gestillte Kinder haben eine Darmflora, die das Wachstum von Krankheitserregern begünstigt.
- Kinder die nicht gestillt werden, müssen von Geburt an alleine mit Krankheitserregern klar kommen. Sie haben keinen unterstützenden Nestschutz durch die Muttermilch.
- Nicht stillen führt zu einer schlechteren Kieferentwicklung, auch Zahnfehlstellungen sind häufiger und stärker ausgeprägt als bei gestillten Kindern.
- Das Kariesrisiko wird bei nicht gestillten Kindern stark erhöht.
- Nicht gestillte Kinder haben häufiger Sprachstörungen, ein schlechteres Hörvermögen und eine schlechtere Hand-Augen-Koordination.
- Nicht gestillte Kinder haben ein signifikant höheres Risiko für Übergewicht, sowie für eine Diabeteserkrankung.
- Nicht stillen erhöht die Gefahr, dass das Kind an Krebsarten wie Leukämie erkrankt.
- Nicht gestillte Kinder haben nachweislich weniger weiße Hirnsubstanz, die Hirnregionen verbindet und Signale zwischen ihnen übermittelt. Auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie Haushaltseinkommen und Bildungsstand der Eltern haben, laut Studien, nicht gestillte Kinder schlechtere Noten und verdienen als Erwachsene weniger Geld.
- Nicht gestillte Kinder haben häufiger Probleme mit dem natürlichen Hunger- und Sättigungsgefühl.
- Erwachsene die nicht gestillt wurden haben ein höheres Risiko für Suchterkrankungen.
Gesundheitliche Nachteile für die Mutter
- Bei nicht stillenden Müttern bildet sich die Gebärmutter nach der Geburt langsamer zurück, dadurch ist der Wochenfluss stärker und dauert länger.
- Mütter die nicht stillen, haben ein erhöhtes Risiko an Eierstockkrebs und Brustkrebs zu erkranken.
- Nicht stillende Frauen erkranken im Alter häufiger an Osteoporose.
- Mütter die nicht stillen sind schneller wieder empfängnisbereit, was oft zu Schwangerschaften führt, bevor der Körper sich von der letzten Schwangerschaft erholen konnte.
- Nicht stillende Mütter leiden öfter an Depressionen und Angstzuständen.
- Mütter die nicht stillen haben ein signifikant höheres Risiko für Herzkrankheiten und dem Erleiden von Herzinfarkten.
Quellen
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