Was erschwert den Stillstart?

Stillen ist nicht schwer und völlig natürlich!

Und dennoch haben die meisten Mamas schon in den ersten Tagen Stillprobleme, oft sogar so starke, dass sie bereits beim Verlassen der Geburtsklinik aufgegeben haben.

Aber woran liegt das?

Zu einem großen Teil definitiv an unwissendem Klinikpersonal, die mit ihren Tipps und Ratschlägen erst für Stillprobleme Sorgen, auch gewisse Umstände bei und nach der Geburt können es dem Mutter-Kind-Paar extrem schwer und oft sogar unmöglich machen zu stillen.

Wenn du aber weißt, wie du in so einer Situation handeln musst, steht einer entspannten und erfüllenden Stillzeit nichts mehr im Weg.

Dein Baby wird zu früh geboren

Gar nicht so selten kommt es vor, dass ein Baby geboren wird, bevor es eigentlich bereit dazu ist. Das betrifft nicht nur Kinder die Monate zu früh geboren werden, so genannte Extremfrühchen. Auch späte Frühchen, die nur kurz vor dem normalen Geburtszeitraum geboren werden, haben oft Stillprobleme und können zum Beispiel noch nicht so gut saugen und die Brust im Mund halten.

In den meisten Fällen wird das kleine Wesen, das durch die Umstände um so dringender die Nähe seiner Mama braucht, auch noch von eben dieser getrennt, stillen wird regelrecht verboten und auch sonst bekommt man auf Frühchenstationen oft das Gefühl, dass alles getan wird um eine gute Mutter-Kind Beziehung zu verhindern.

Das Gefühlschaos und der Stress die gleichzeitig auf die Mama einprasseln, machen das ganze nicht einfacher und sich dabei noch in so einer Situation durchzusetzen ist fast unmöglich.

Muttermilch ist aber für Frühchen noch viel wichtiger, als für ein reif geborenes Kind und wenn sie nicht gegeben wird, kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Muttermilch für ein Frühchen enthält mehr Fett und mehr Abwehrstoffe als Muttermilch für reif geborene Kinder, zudem bieten Studien keine einheitliche Evidenz bezüglich der Langzeitwirkung auf Wachstum und Entwicklung wenn die Muttermilch angereichert wird.

Daher ist es unheimlich wichtig, dass du weißt, wie du Muttermilch gewinnen und die Produktion aufrecht erhalten kannst, auch wenn dein Kind zu schwach zum Stillen sein sollte. Zudem solltest du wissen, wie dein Kind auch ohne Flasche Muttermilch bekommen kann und wie du das Stillen am Besten angehst. Um das Stillen und die Gabe von Muttermilch bei einem Frühchen sicher zu stellen, ist eine professionelle Begleitung einer Stillberaterin (IBCLC) unerlässlich.

Kein Bonding nach der Geburt

Die erste Stunde nach der Geburt nennt sich nicht umsonst auch „die goldene Stunde“. Was in dieser Stunde (oder eher in den ersten 3 Stunden) passiert, kann Auswirkungen auf deine gesamte Stillzeit und deine Bindung zu deinem Kind haben.

Natürlich gibt es Notfälle in denen es leider einfach nicht anders möglich ist, diese sind jedoch sehr selten. Dennoch werden in Geburtskliniken noch immer Mutter und Kind oft routinemäßig voneinander getrennt. Das Kind zu baden, wiegen, messen und allerlei andere Dinge sind in den meisten Kliniken wichtiger als ein guter Stillstart und eine tiefe Bindung zwischen Mutter und Kind.

Hier gilt: Setzt dich durch! es ist dein Baby und niemand anderes hat zu entscheiden, was mit deinem Baby gemacht wird. Alle Dinge, so lange es keine lebensrettenden Maßnahmen sind, können entweder warten, sind gar nicht notwendig oder können bei dir gemacht werden. Zum Beispiel, kann die erste Untersuchung inkl. Messen deines Babys auf dir stattfinden und genauso kann dein Baby bei dir liegen falls bei dir Geburtsverletzungen versorgt werden müssen.

Du bekommst während der Geburt (schmerzlindernde) Medikamente, Infusionen, einen Wehentropf, eine PDA, …

Die allermeisten Medikamente die du während der Geburt bekommen kannst, wirken sich unmittelbar auf dein Kind aus. Studien belegen, dass Babys die ohne eine PDA und andere eingreifende Maßnahmen geboren werden, innerhalb der ersten Stunde selbstständig an die Brust gehen. Kinder die mit einer PDA auf die Welt kommen stillen hingegen meist erst nach 24 Stunden das erste Mal. Dies kann deine Milchbildung nachhaltig beeinflussen.

Sollte es dennoch nicht möglich sein, auf Interventionen zu verzichten oder möchtest du einfach nicht auf schmerzstillende Medikamente verzichten, ist es wichtig die Auswirkungen zu kennen und gegenzusteuern. Du kannst in dem Fall gleich nach der Geburt anfangen Kolostrum auszudrücken und so eine schnelle Milchproduktion anregen. Auch solltest du deinem Kind unbedingt ein paar Tropfen davon auf die Unterlippe geben um es zum Trinken zu animieren.

Dein Baby hat ein zu kurzes Zungenbändchen

Es ist klein und unscheinbar, aber ganz im Gegensatz zu seinem Aussehen kann es immense Stillprobleme hervorrufen.

Wenn dein Kind Probleme beim Andocken hat, deine Brust nicht halten kann oder du sehr schnell wunde und schmerzende Brustwarzen bekommst, liegt das nicht an deiner Brust und Stillhütchen, die in Kliniken leider oft wie Gummibärchen verteilt werden, werden euch nicht helfen, sondern die Probleme nur verschlimmern.

Solltest du solche Probleme haben, kann ich dir nur ans Herz legen, eine speziell in dem Gebiet orale Restriktionen ausgebildete Fachkraft aufzusuchen, auch wenn die Hebamme, der Kinderarzt oder auch die Stillberaterin sagen, dass es in Ordnung aussieht. Nur mit einem Blick in den Mund ist es in den allermeisten Fällen leider nicht getan und dass ausgerechnet die Person die dieses Urteil gefällt hat eine der sehr wenigen Experten in Deutschland ist, ist doch eher unwahrscheinlich.

Je kleiner dein Baby ist, desto schneller, einfacher und schmerzfreier kann das Zungenbändchen durchtrennt werden und oft funktioniert das Stillen ganz plötzlich sofort nach der Trennung schon um einiges besser.

Dein Baby bekommt einen Schnuller

Ein Schnuller ist nicht per se der Teufel in Person und wenn du auf ein paar Dinge achtest, kann er durchaus in bestimmten Situationen eingesetzt werden, aber er birgt dennoch auch immer ein Risiko für Stillprobleme.

Je jünger dein Baby dabei ist, desto größer ist die Gefahr. Und viele Kliniken geben Schnuller schon direkt nach der Geburt aus. Das kann mehrere fatale Folgen für eure Stillbeziehung haben.

Zum einen nuckelt dein Baby sich am Schnuller den Hunger weg, dadurch geht es seltener an die Brust. Dies wiederum führt dazu, dass deine Milchbildung schlechter und langsamer in Gang kommt. Gleichzeitig kann es sein, das dein Baby zu viel ab- oder zu wenig zunimmt, was meist schon in der Klinik ein Zufüttern nach sich zieht, was wiederum deine Milchmenge verringert,…. du siehst, es ist ein Teufelskreis aus dem es schwer ist wieder raus zu kommen.

Wenn du einen Schnuller nutzen möchtest, sollte dein Baby daher mindestens 6 Wochen alt und eure Stillbeziehung bereits gut eingespielt sein.

Du siehst, dass viele Faktoren, auch die, die man so spontan gar nicht mit dem Stillen in Verbindung bringen würde, starken Einfluss darauf haben können. Wenn du schon vor der Geburt weißt, dass das passieren kann und weißt wie du damit umgehen musst, steht einem gelungenen Stillstart auch mit ein paar Anfangsschwierigkeiten nichts im Weg.

Aber auch wenn du dich vor der Geburt nicht mit solchen Themen beschäftigt hast und nun Probleme auftreten, ist noch nichts verloren. Hier ist es einfach wichtig, so schnell wie möglich Kontakt zu einer ausgebildeten Stillberaterin aufzunehmen um die bestmöglichen Optionen zu finden.

Beitrag teilen