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Die Temperaturen steigen, die Sonne scheint, es wird Sommer. Endlich!

Und es könnte so schön sein, wären da nicht ständig die Nachbarn, Großeltern oder wahlweise auch Verkäufer die uns nett gemeint gerne immer wieder daran erinnern unserem Kind auch ja genug zum trinken zu geben. Auf Dauer kann das ganz schön verunsichern, schließlich haben wir bei Hitze ja auch mehr Durst und trinken dem entsprechend auch mehr. Warum sollte das bei unseren Babys anders sein? Zumal man ja auch immer wieder hört, wie schnell die Kleinen austrocknen können.

Muttermilch besteht zu 88% aus Wasser

Muttermilch besteht zu 88% aus Wasser, reicht also zum Durst löschen vollkommen aus und liefert dabei noch alle wichtigen Nährstoffe die ein Kind braucht. Vorausgesetzt das Baby wird nach Bedarf gestillt/gefüttert. Auch Flaschenbabys sollten kein zusätzliches Wasser oder Tee bekommen. Und auch Formulamilch darf niemals mit mehr Wasser oder weniger Pulver, als angegeben, zubereitet werden.

Aber zusätzliche Flüssigkeit ist nicht nur nicht nötig, sondern kann auch zu einer lebensgefährlichen Wasservergiftung führen. Auch bekannt als Wasserintoxikation oder Hyperhydration.

Bei einer Wasservergiftung wird das Blut durch die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr verdünnt und somit sinkt der Natriumspiegel im Blut. Bei Muttermilch oder Pulvermilch ist der Natriumgehalt sehr viel höher als in Wasser, daher wird hier der Natriumspiegel wieder ausgeglichen. Normalerweise wird eine Wasservergiftung vom Körper effektiv verhindert, indem zu viel Wasser zügig von den Nieren wieder ausgeschieden und so der Natriumgehalt im Blut reguliert wird. Bei Kindern unter einem Jahr sind die Nieren allerdings noch nicht ausgereift und können das Wasser nicht schnell genug verarbeiten.

Ist nun, aufgrund von vermehrter Flüssigkeit im Blut, der Natriumwert zu niedrig, versucht der Körper dies wieder auszugleichen, indem er Flüssigkeit in den Körperzellen speichert. Die Körperzellen schwellen  dadurch an und die Kinder wirken aufgedunsen.

Auch die Gehirnzellen nehmen dabei Wasser auf. Da das Gehirn aber vom knöchernen Schädel umgeben ist, ist deren Aufnahmekapazität stark beschränkt, da sie sich nicht so weit ausdehnen können. Dadurch besteht die Gefahr, dass es zu einem Hirnödem mit folgenden Symptomen kommt:

  • Kopfschmerzen
  • Zittern
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Benommenheit und Schwindel
  • Desorientierung und Bewusstlosigkeit
  • epileptische Anfälle

Jedes Jahr landen, gerade im Sommer,  kleine Kinder mit diesen Symptomen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser.  In den meisten Fällen kann den Kindern mit Elektrolytlösungen zwar schnell geholfen werden, aber auch dieser Stress für das Kind muss nicht sein und nicht jede Wasservergiftung geht gut aus. In extremen und seltenen Fällen kann eine Wasservergiftung zu Hirnschäden oder sogar zum Tod führen.

Selbst bei Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall oder Erbrechen soll laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und der Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation der erhöhte Flüssigkeitsbedarf durch Mutter- oder Pulvermilch (Pre) gedeckt werden.

Eine Wasservergiftung ist die zweithäufigste Ursache für Krampfanfälle bei Säuglingen

Eine Wasservergiftung ist die zweithäufigste Ursache für Krampfanfälle bei Säuglingen. Die Gefahr für eine Wasservergiftung sinkt mit der Einführung der Beikost, da durch die Lebensmittel kleine Mengen Natrium zugeführt werden. Zum Entdecken kann Wasser daher in geringer Menge (ein kleiner Schluck zum Essen) ab dem Beikoststart angeboten werden. Zusätzliche Flüssigkeit zur Beikost braucht dein Baby erst ab der 3. ersetzten Milchmahlzeit.

Auf Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels sollte natürlich dennoch geachtet werden. Bei weniger als 3 vollen Windeln in 24 Stunden, einer eingefallenen Fontanelle, tränenlosem Weinen oder überdurchschnittlicher Müdigkeit, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.